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in words
G. Pechet
Reber, homme de luxe, aus den Wäldern in die Städte gekommen, ist
ein Verächter geringer Kost, die Brosamen der Herren, sehr zu deren Ärgernis,
lässt er liegen unter den Tischen, nichtsdestotrotz übernachtet
er zuweilen in Pferde- oder Schweineställen.
Wilderer in den Gärten der Lüste, Springbrunnenexperte und Totenknochentrommler
auf lebendigen Fellen, ist er rastlos auf der Suche nach anderen Überlebenwollenden.
Beständig auf der Flucht, auf Flüchtigem bestehend, schwankt Reber
zwischen Aktion und Passion, trifft unwählerisch sicher seine Wahl, zwingt
Ekstasen - gläubig Momente in Worte, Bilder, Musik; bannt Dunkles, Unheilschwangeres
zusammen mit kometenhaft lichtem Leichtem.
Reber lebt sich durch, und hinterlässt da und dort seine Spuren. Derzeit
in Biel.
Kathrin Passow
Jazz Notes, 1er Juillet 2000/No 59
Coda - The Journal of Jazz & Improvised Music May/June
2001
Copper Press 4/2000
Cadence - The Review of Jazz & Blues & Creative
Improvised Music - Vol. 27-Jan. 2001
Bieler Tagblatt 10.06.1998: Nicht einmal die Musik ist frei
Eine Art "History of Jazz"
AZ München 16.1.1986: "ARTRA", Leitmotiv
freie Improvisation
Jazzpodium: Die Kunst lebt von Wundern
----Zeitung 16.1.1986: Kein Respekt vor Ritualen
Tages-Anzeiger: Modern Jazz Giants - gestern und heute
RAZZ: Des Knaben Wunderhorn: Wolfred Zierl, Aussenseiter
des Jazz
Basler Zeitung 27.3.1982: Eine Kraft für das wirklich
Gute (Martin Schäfer)
"The Hank Spit Five/Band of Man", Folgeformation
von "ARTRA" mit Erfolg aus Afrika zurück: Früchte der
Perestroika geerntet
Nothing to Hide
Trio à quatre, car en fait ils sont trois suisses: G. Pechet Reber (dr), Peter Schärli (tp, flh), Thomas Dürst (cb), plus un pianiste allemand Hans Poppel. Tous sont vaccinés Free Jazz et à partir de ce point de départ, ils évoluent vers de nouvelles structures. C'est une course poursuite libertaire rappelant pour le pianiste les échos sonores de Cecil Taylor. Musique des plus interactives qui gicle comme une toile de De Kooning. On s'aperçoit donc qu'avec le temps cette démarche n'est pas vaine, et qu'il est heureux que certain continue à oeuvrer intelligemment dans ce domaine. On ne peut donc que les encourager à poursuivre leur route dans cette démarche "impressioniste" des plus intéressantes pour ceux qui pensent que "out est bruit pour qui a peur".
Jazz Notes, 1er Juillet 2000, Nlo 59
The European Hiding Trio have Nothing to Hide (Unit UTR 4123 CD) even the fact that here, they are a quartet with the addition of pianist Hans Poppel. The Swiss trio of Peter Scharli on trumpet and flugelhorn, Thomas Duerst on bass and G. Pechet Reber on drums are driven by an intense ardour. Pappel comes in as a natural adjunct churning waves of sound ignited by an impetus that borders on the manic. The music is hot, the interaction symbiotic. Durst underpins the animation of Poppel on the title track as Scharli eases the flugelhorn into the spaces before the piano gets melodic. The quick step serves to accentuate the ease with which they can change direction without losing focus. Further along there is the aptly titled No Chance, But Take It, where Scharli makes a languid statement before he moves into improv land. Complex rhythms shorn of excess make this a delight.
Coda - The Journal of Jazz & Improvised Music May/June 2001
Nothing to Hide
The blues lurks within the cracks on the sweaty walls of this Swiss jazz release. Articulated by the trumpet and flugelhorn melodies and stuttering phrasings of Peter Scharli and pianist Hans Poppel's dramatic lines and percussive hammering, and punctuated by the adroit and inventive drummer G. Pechet Reber and the nimble fingers of bassist Homas Durst, this eight-piece, forty-three minute album of spontaneous compositions from these venerable voices delves deep into the blues, but also exposes the sheer joy the players have for sparkling improvisation, as the excited lines and rattles, sputters and shrieks reveal.
Copper Press 4/2000
EUROPEAN HIDING TRIO: NOTHING TO HIDE
The quartet lineup and the aggressive playing by the European Hiding Trio belies their name and serves notice that there's something different brewing. The first thing one notices when listening to this group is Peter Scharli's trumpet and flugelhorn. His lines are kinetic, constantly in motion, darting back and forth. Occasionally he'll find a motif he likes and he'll repeat it, gradually mutating it with subtle shifts in accent before darting off on another flight. The best example of this ist the little filigree phrase which he weaves throughout "Just Carried" and which leads to the piece's ultimate conclusion. He's well-matched by Hans Poppel's "all over" piano. While Cecil Taylor appears to be a prime influence, he propels the groupe with a more direct energy and rhythmic sense. And he also has a penchant for beatiful abstract ballad playing demonstrated on "No Chance, But Take It". Bassist Durst (a long-time Scharli partner) and drummer Reber focus on maintaining a contunual rhythmic base which functions as both a device for forward group momentum and commentary on the soloists. Nothing to hide is solid group music. Some tracks sound like edits or extracts from longer improvisations and they end abruptly. This can be a bit distracting. I also with Durst's bass ahd a little more presence in the recording. But these are minor quibbles on what is otherwise a fine recording
Robert Iannapollo, Cadence Vol. 27 January 2001
Nicht einmal die Musik ist frei
bt. Vier aussergewöhnliche Musiker, die, machen sie mal von sich reden, auch wirklich etwas mitzuteilen haben. "Nichts ist frei. Nicht einmal Musik ist frei von Erinnerungen, Traditionen, Assoziationen. Es gibt kein solches Ding wie freie Musik." Der dies schrieb ist der deutsche Pianist Hans Poppel. (...)
Nicht nur die Musik prägt sein Leben Poppel ist ein vielseitiger Künstler, einer, der nicht nur mit der Musik sein Leben prägt, sondern auch als Bühnenbilder und Illustrator. Nichtsdestotrotz siedelt sich das Schaffen dieses Menschen, des in jugendlichen Jahren Freejazzversehrten, im Spannungsfeld zwischen Jazz und neuer Musik europäischer Traditionen an. (...)
"Olten goes Jazz" vereinigte hochkarätige Musiker
(...)
Nach den Mittagskonzerten, die eine Art History of Jazz widerspiegelten -
von der Wiege des Jazz bis zur Avantgarde in five steps - setzte das European
Hiding Trio (featuring Hans Poppel and Roland Philipp) mit grosser Musikalität,
faszinierendem Zugriff und einem gerüttelten Mass an Klamauk den Schlusspunkt.
Die zumeist frühjugendlich freejazzversehrten Musiker verstanden sich
grossartig und spannten einen gewaltigen Bogen zwischen ausgelassener
Emotionalität und versponnen traumhafter Feinfühligkeit auf der
Grundlage scheinbar problemloser Technik.
Als Showmaster fungierte vor allem Hans Poppel am Flügel. Mit seiner
für einen Autodidakten phänomenalen Technik fesselte der die Zuhörer
mit suggestiver Dynamik und imposanten tachistischen Tongemälden. Abgestimmt
und souverän alle Nuancen beherrschend, folgte ihm G. Pechet Reber. Aus
den brachialen Szenen heraus wachsen dominante und prägnant gespielte
Walkingbass-Passagen von Thomas Dürst, die in swingende Sequenzen hineinführen.
Roland Philipp, wechselweise Tenor- und Sopransax, sowie Peter Schärli
an Flügelhorn und Trompete, webten ausgewogene Muster zwischen rasanten
und liedhaft getragenen Passagen. Mit dem abschliessenden "Body and Soul",
eine der meistgespielten Balladen, setzte die imposante Formation den musikalischen
Höhepunkt des Nachmittags.
Hans
R. Fröhlich
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AZ München 16.1.1986: "ARTRA": Leitmotiv freie Improvisation
Ein nicht alltäglicher Auftritt im "Einhorn" / Persiflage auf die Nationalhymne
An die
markerschütternde Version des amerikanischen Nationallides durch den
Gitarre-Heroen Jimi Hendrix fühlte man sich erinnert, als die Gruppe
"ARTRA" ähnlich mit der deutschen Hymne verfuhr. Im Unterschied
zu Hendrix' bombensplitternder Bloßstellung - er spielte "Star
Spangled Banner" als Anklage gegen das amerikanische Kriegsengagement in Vietnam
- war die freejazzige Interpretation des deutsch-schweizerischen Quartetts
eine polemische Demontage. Während seit längerem eine allgemeine
Aufwertung und damit auch Tabuisierung nationaler Symbole im Gang ist, improvisierte
ARTRA im Regensburger "Einhorn" respektlos und energiegeladen dagegen
an.
In der frei improvisierten Musik der Gruppe tauchten während des Konzerts
noch andere gesellschaftliche Bezüge auf, denen allerdings keine unmittelbare
politische Bedeutung zukam. Mehrfach griffen Wolfred Zierl (ts, bars) und
Beat Kamber (viola, eb) Volksliedmelodien auf oder entwickelten aus dem Spiel
volksliedähnliche Motive, die wieder verfremdet und letztlich aufgehoben
wurden. Die Besinnung auf eigene musikalische Traditionen ist eine typisch
europäische Jazzangelegenheit, die mit dem Aufkommen des Free Jazz in
den 60er Jahren begonnen hat.
Das hat viel zur Emanzipation europäischer Musiker vom amerikanischen
Jazzideal beigetragen. Das Spektrum inhaltlicher Bezugspunkte geht aber erheblich
darüber hinaus und umfasst Einflüsse des Funk, Bebop, rhythmischer
Experimente und des Modernen Jazz. Von daher und einer formalen Gestaltung,
die auf den spontanen Ausdruck hin zentriert ist, erforderte das Konzert eine
radikale Abkehr von den üblichen Hörgewohnheiten. Ein gefühlvolles
Balladenmotiv oder ein typisches Standardthema wurden zunehmend aufgelöst,
durch vokale Einwürfe Zierls oder clusterähnliches Spiel des Pianisten
Ben Jeger verändert und zerlegt, bis es eine eigene, neue Qualität
gewann. Stürmische Ausbrüche, die allerdings nie ganz die elementare
Kraft der Ekstase erreichen, wechseln mit gemächlicheren Phasen, in denen
die einzelnen Musiker von ARTRA solistisch stärker hervortreten. Kollektive
Improvisationen wirken wie gewaltige Entladungen, spannungsvoll und bei aller
Intensität noch musikalisch aufeinander bezogen.
Ein phantastisches Solo, gefühlvoll unterstützt und rhythmisch prickelnd
erweitert durch den nuancenreich agierenden Schlagzeuger Gyps Pechet Reber,
spielte Kamber auf der elektrisch verstärkten Viola. Zierl zeigte sich
gut gelaunt in witzigen, teils skurrilen Einfällen, wenn er mit dem Saxophon
durch einen Plastikschlauch blies. Manchmal gerieten seine Witze und humorigen
Ansagen aber zu Faxen, die etwas störend wirkten. Was das Konzert der
vier fähigen Instrumentalisten wirklich bemerkenswert machte, war vor
allem auch die überlegene Fähigkeit und Sicherheit in der spontanen
Kommunikation, die selbst bei sperrigen, energischen Entladungen nicht auseinanderbrach.
Michael Scheiner
Jazzpodium: Die Kunst lebt von Wundern
Artra
ist das gemeinsame Schaffen des Schlagzeugers G. Pechet Reber und des Saxophonisten
Wolfred Zierl: "Wir sind keinem Stil verpflichtet, sondern spielen unseren
eigenen, den, der aus dem Moment heraus entsteht; da kann es nach Free-Jazz
klingen, nach sonst was und nach was anderem auch." Welch grosses musikalisches
Spektrum hinter diesem lapidaren Satz steckt, wissen in der Schweiz nur allzu
wenige Insider. Reber und Zierl sind keine bequemen Musiker; keine zum Vorzeigen.
Ihre Musik kommt bis ins Äusserste kompromisslos auf die Bühne.
Für Publikumswirksames Styling ist da kein Platz. So kommt es denn, dass
die beiden von einer Jazz-Aristokratie als Lumpenproletariat gemieden werden,
obwohl keiner dieser "Jazz-Beamten" ernsthaft bestreitet, dass ihre Musik
zum Dichtesten und Originalsten gehört, was man heute auf diesem Sektor
zu hören bekommt. Frage und Gegenfrage aus einem Zeitungsinterview: "Hast
du eine musikalische Ausbildung?" - "Bist du von der Jazz-Polizei?" "Nein",
meint G. Pechet Reber dazu, "nicht das, was man unter Ausbildung versteht.
Ich bin als Bub von meinem Vater, der damals Tanzmusiker war, auf die Feste
mitgenommen worden, wo er gespielt hat. Da bin ich immer ganz dicht hinter
ihm gesessen und habe ihm zugeguckt. Mit der Zeit durfte ich dann jeweils
ein, zwei Stücke selber spielen. So habe ich das gelernt. Ich habe also
meinen eigenen Meister gehabt. Es war auch mein Vater, der mich später
zu den Tambouren geschickt hat. Dort war es allerdings recht militant, und
mit dem Schweizer Tagwacht beendete ich das Intermezzo. Das kann ich heute
noch spielen. Das meiste habe ich natürlich im Zusammenspiel mit anderen
Musikern wie z.B. Zierl, Poppel u.a. gelernt."
G. Pechet Reber und Wolfred Zierl haben ihre Musik frei von pharisäerhaften
Dogmen eigenständig entwickelt und ohne falsche Zugeständnisse durchgesetzt.
Das war wohl mit ein Grund dafür, dass LeRoi Jones - Amiri Baraka -,
eine der schillerndsten Figuren der amerikanischen Black Art Bewegung, sich
mit Artra zum ersten Mal weisse Partner ausgesucht hat. Der Schlagzeuger äussert
sich zu seinem Verständnis der Musik: "Ich möchte es anderen
überlassen, sogenannte schöne Musik zu machen. So wie die Schönheit
eines gemalten Bildes nicht im Glanze des getreuen Abbildes eines Objektes
oder einer Idee, sondern vielmehr im Ausdruck der vom Maler erfassten Situation
liegt, so kommt es vor, dass wir in unserem Spiel oft bekannte Melodien einbringen
oder darauf stossen... Ich habe keine Vorbilder mehr. Ich kann sie mir nicht
mehr leisten. Ich meine, wenn ein Musiker den Jazz, welchen auch immer, fühlen
und erleben will, muss er seine Sache voll und ganz tun, oder die Finger davon
lassen. Da nützten ihm Vorbilder nichts mehr, es sei denn, er wolle als
Karikaturist oder Lehrmeister für Angewandtes tätig sein... Klar
gibt es Leute, die ich bewundere, und deren Musik ich liebe, aber ich will
die doch nicht nachäffen; das bringt doch nichts. Ich mache Musik nicht
des Jazz wegen, nicht der Neger wegen, noch der Kultur wegen, sondern der
Musik wegen." Er erklärt: "Wir arbeiten an etwas, das uns alle berührt.
Unterdrückte und Neger gibt es auf der ganzen Kugel - das muss man sehen;
und ich glaube nicht, dass bloss die Neger oder sonst irgend eine Rasse den
Jazz gemacht haben, denn in gewisser Weise sind die Weissen ja zumindest zur
Hälfte an seiner Entstehung beteiligt. Ohne deren Handlungsweise in der
Kolonialzeit keine Sklaven, ohne Sklaven kein Blues und ohne Blues kein Jazz."
Derlei Äußerungen Sind natürlich nicht gerade dazu angetan,
bei Kulturmanagern und Konzertveranstaltern Beliebtheit zu erlangen, zumal
die Schweizer Jazzszene sehr klein und vorwiegend von einzelnen "Päpsten"
dominiert ist, deren "Bann" für manch einen das ökonomische
Ende bedeuten kann. Wer sich mit dieser Jazz Society verkracht, hat keine
Chance mehr; die Musik selber spielt da keine Rolle. Es ist erstaunlich, tagtäglich
hören zu müssen, in der Schweizer Jazzszene tue sich nichts Relevantes,
gute Musik müsse aus dem Ausland importiert werden, und zugleich mitanzusehen,
wie hochkarätige Künstler fast systematisch totgeschwiegen und oft
boykottiert werden. Praktisch ohne Geldmittel und mit grossem Risiko ist es
Artra nun gelungen, auf eigenem Label vier LPs mit einer kleinen Auswahl aus
den vielen vorhandenen Konzertmittschnitten herauszubringen: "What's
What" ist ein Konzertmitschnitt aus dem Amerikahaus München 81. Die Synthese
aus Barakas elektrisierendem Sprechgesang und der antwortenden, unterstützenden,
verbildlichenden Musik vermittelt ein seltenes Erlebnis: Sprache wird Musik,
Musik wird Sprache, und beides verschmilzt zu etwas Höherem. Weiterem,
dessen Faszination sich auch der nicht entziehen kann, der schlecht englisch
versteht. Wer eine deutsche Übersetzung im Album vermisst, mag getröstet
sein: Barakas Texte sind mit unzähligen versteckten Anspielungen gespickt,
so dass wohl mehr Fussnoten als Textzeilen benötigt würden. (Eine
Übersetzung in Buchform ist in Vorbereitung). Zu diesem Album ist noch
speziell anzumerken, dass die Musik von Artra (wie übrigens meistens)
völlig frei improvisiert ist. Die Musiker kannten Text und Abläufe
oft erst eine halbe Stunde vor Konzertbeginn. Frische, Präzision und
exakt treffende Interpretationen der Stimmung wirken dadurch um so eindrücklicher.
"Carborundum" mit der Band of Man zeigt, welchen Spielraum musikalischer
Ausdrucksmöglichkeiten Artra hat, welche Spiellust und welch weiten Horizont
der sogenannten Free-Jazz offenhält, wenn er nicht durch Fantasielosigkeit
und Kleinlichkeit beengt wird. Dem unvoreingenommenen Hörer wird hier
klar, dass Free-Music eben nicht bedeutet, à tout prix atonal
zu musizieren, sondern vielmehr alle Möglichkeiten, die Spieler, Instrument,
Idee und Situation bieten, lustvoll und intelligent auszuschöpfen. "Ein
Grossteil der Musik im Jazz geht an mir vorbei wie Eisberge, wie Boote, wie
mechanische Spielzeuge." - "Und du willst wissen, was der Blues ist?
Der Blues, das sind wir... Wir entzweigeschnitten vor Gram." (G.P. Reber).
Melchior Prisi
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In der
Freiheit liegt ein Risiko. Wer sich, wie die Musiker der deutsch-schweizerischen
Free Jazz-Formation „Artra" ganz auf die spontane Eingebung verlässt,
dem droht der Absturz ins Bodenlose. Die Aversion mancher Jazzfreunde gegen
freie Musik rührt denn auch zum Teil aus einschlägigen Erfahrungen.
Um so erfreulicher, dass "Artra" im "Einhorn" über weite Strecken
überzeugend die Perspektiven demonstrierte, die Free Jazz erst eröffnet.
Kein Respekt vor Ritualen - das ist ein Prinzip, eigenständig-originelle
Musik das Ziel. Man spielt, was einem die Situation eingibt, und wenn’s ein
Marsch sein sollte, bitte schön, dann spielen wir einen Marsch. Oder
einen Blues-Shuffle. Oder Polka. Freilich nicht zitierende, schon gar nicht
als billigen Gag (was Humor bei "Artra" nicht ausschliesst), sondern
als Baustein einer (meist) geglückten Synthese musikalischer Ideen. Ganz
und gar eigengeprägte Musik ist das Ergebnis, kompromisslos unvorhersehbar,
doch in ihren besten Momenten organisch sich entwickelnd. Wolfred Zierl (saxes,
p), Regensburger und mit dem Schweizer G. Pechet Reber (dr) Kern des Unternehmens,
steuerte ein ausgesprochen urwüchsiges Saxophon bei, schreiend und voll
Abscheu gegen jeden „Wohlklang", das ganze Gegenteil Beat Kambers, des Geigers
und Bassisten. Dessen Improvisationen versöhnten (abstrahierte) Schönheit
und radikalen Ausdruck, waren intensiv und doch zugleich von bezaubernder
Leichtigkeit. G. Pechet Rebers intelligente Percussion lieferte dazu einen
farbigen Hintergrund. Der Musiker wirkte immer wieder als ein Katalysator
des Gruppenprozesses. Ein Prozess, in den der Pianist Ben Jeger nicht
ganz integriert schien. Die Kompromisslosigkeit von "Artra" fordert zweifellos
Opfer, nicht zuletzt materielle, doch gerade sie ist es die der Musik zu ihrem
Gewicht verhilft.
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Tages-Anzeiger: Modern Jazz Giants - gestern und heute
Geheimtip "Artra"
ts. Es gibt Gott sei Dank immer noch Musik, die sich nicht anbiedert, sich nicht einfach bloss beliebt machen will. Das deutsch-schweizerische Quartet "Artra" etwa spielt suf seiner ersten LP gleichen Namens eine kompromisslosee, teils sperrige, aber fast immer überaus dichte Musik, in der es zwar durchaus auch Anklänge an die neuere Jazztradition und sogar einige versöhnliche Klänge, aber keine modischen Romantizismen und schon gar keinen süssen Quark gibt. Der Free Jazz von Artra (G.Pechet. Reber, drums, perc; Wolfred Zierl, sax, cl, fl, perc; Hans Poppel, piano; Matthias Wilhelm, b, Tuba) steht zwar in der Tradition des Sechziger-Jahre-Free-Jazz, ohne allerdings in der Denunziation aller herkömmlichen Formen und Klänge steckenzubleiben, die ja auch oft zu musikalischer Beliebigkeit geführt hat. "Gerettet" hat "Artra" aus dieser Zeit allerdings die Spontaneität, Vitalität und aggressive Emotionalität.
Basler Zeitung 27.3.1982: Amiri Baraka (LeRoi Jones) war in Basel
Eine Kraft für das wirklich Gute
Wenn die Welt ein Gedicht wäre, was für eine Art Gedicht wäre sie dann? So beginnt Amiri Barakas "Stronzamen" (der Titel inspiriert von den Flüchen seiner italienischen Mitschüler in New Jersey vor gut dreissig Jahren), und die Antwort könnte gut lauten: sie wäre wie ein Gedicht des einstigen LeRoi Jones, in seinen eigenen Worten, kein akademisches Gedicht, sondern schön, schön, schön, hässlich, gewalttätig..."
Baraka/Jones war einer der ersten dichterischen Wortführer der "Black Power"-Bewegung, von Anfang an eng liiert mit der Jazz-, aber auch Soulmusik der sechziger Jahre, und insofern Vorbild für die jüngeren Musikpoeten wie Gil Scott-Heron oder Linton Kwesi Johnson. Aber Baraka ist kein blosser Überlebender einer (scheinbar) vergangenen Ära; die Musik seiner heutigen Begleiter, die Gruppe "ARTRA" mit Alan Silva (b), Wolfred Zierl (sax), G.Pechet Reber (dr), basiert zwar stark auf dem Free Jazz von John Coltrane und Albert Ayler, doch diese Musik lebt, erst recht in der Verbindung mit Barakas explosiver Rezitationsweise.
Die Kombination
von Musik und Dichtung ist ja in der afro-amerikanischen Tradition nichts
Neues, hier ist Dichtung immer auch Musik und zugleich hat die Musik (ob Blues
oder Jazz oder Reggae) immer stark vokalen Charakter. Bedauerlich darum, dass
das Publikum diesmal "Jazz in Basel" etwas im Stich liess; aber natürlich
setzt das Verständnis von Baraka/Jones schon gute Englischkenntnisse
voraus, obwohl ich zu behaupten wage, dass seine Worte auch auf einer rein
musikalischen Ebene wirken. Um so mehr als von den rezitierten Gedichten mehrere
sich ganz direkt auf die Musik und ihr gesellschaftliches Umfeld bezogen:
eines war John Coltrane gewidmet, begann mit einem eindrücklichen Zitat
des revolutionären Saxophonisten ("Ich will eine Kraft für
das wirklich Gute sein"), gipfelte in einer stimmlichen Paraphrase der "Trane"-Musik,
die zusammen mit Zierls Saxophon eine unglaubliche Intensität erzeugte.
Ein anderes, "Wailers", war dem verstorbenen Dichter Larry Neale und
Bob Marley gewidmet, deutliches Zeugnis, dass Baraka in der afro-amerikanischen
Musik die dumme Unterscheidung von "Kopf"- und "Bauchmusik" nicht
gelten lässt, so wenig wie eben die akademische Trennung von Lyrik, Musik
und darüber hinaus Tanz, "Performance". Den intellektuellen Kästchendenkern
war der Auszug aus "Class Strugge in Music" zugedacht: der Klassenkampf
in der Musik äussert sich nicht zuletzt in ihrer Kategorisierung, Einteilung
in "anspruchsvoll" (gut genug für die Weissen) und "primitiv"
(gut genug für die Schwarzen). Und wer immer noch das Gefühl hat,
"Jazz und Lyrik" sei etwas Elitäres, der hätte das abschliessende
"religiöse Gedicht" hören sollen, "Dope" (Gift). In einem
richtigen kleinen Psychodrama verkörperte Baraka den demütig-abergläubischen
"Neger" und stammelt: "Oh, oh, oh, es kann nicht Rockefeller sein,
nein Herr, nicht Dupont, die Reichen sind gut zu uns, Hallelujah, es kann
nicht der Kapitalismus sein, nicht die Polizei, es muss der Teufel sein, der
Malcolm X und King und die Kennedys und Neruda killte, der Allendes Regierung
stürzte, es muss der Teufel sein, ja Herr, ja Meister, wenn wir sterben,
wird alles besser, gib mir das PCP jetzt, Bruder, auf der andern Seite ist
alles gut." Man entschuldige den faden Abklatsch - man hätte dabei sein
müssen.
Martin Schäfer
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Wolfred Zierl - Aussenseiter des Jazz
Kulturschauplatz Regensburg: auch ein misstrauischer Beobachter kommt nicht umhin festzustellen, dass es sowohl qualitative, wie quantitative Veränderungen in der Kulturprovinz gegeben hat.
Für
den Bereich des Jazz genügen einige Stichworte. Selbst wenn man einmal
den ehemaligen Jazz-Club Kneiting, dessen langer Tod auf das Konto politischer
Ignoranz und mangelnder Solidarität innerhalb der kleinen Jazzgemeinde
geht, beiseite lässt, bleiben zu nennen: "Bayerisches Jazz-Weekend",
"Jazz im Leeren Beutel", Konzerte im Einhorn, dem Scala-Kino, anderen
Kneipen und die jährlichen Galakonzerte der Sparkasse. Der Ritt auf dem
gestriegelten und dressierten (Jazz-)Ross gehört zum guten Ton. Swing
als modisches Attribut der rekultivierten 50er weist eine Affinität zu
anderen rückwärtsgewandten Entwicklungen auf. Wer Jazz hört,
ist gesellschaftsfähig, quer durch verschiedene Schichten. Mit etwas
Glück kann man in veranstaltungsreichen Zeiten bis zu drei, vielleicht
sogar vier Konzerte in einer Woche hören. Gelegentlich hört man
sogar schon kulturpolitische Marktstrategen von einem "Überangebot"
reden. Davon kann, so meine ich, keine Rede sein. Von einer begrüssenswerten
Belebung fast aller konventionellen Spiel- und Stilarten auszugehen, dem ein
verhältnismässig langsamerer Publikumgszuwachs gegenüber steht,
ist nicht der richtig Ansatz. Was nach wie vor fehl (nicht nur beim Jazz)
und eine weitergehende gesellschaftliche Anerkennung behindert, ist das nach
wie vor ungenügende städtische Engagement. Das wirkt sich vor allem
auf die, am wenigsten kommerziell verwertbaren Randbereiche des Jazz (z.B.
Free-Jazz, moderne Entwicklungen) negativ aus.
Selbst unter dem gegebenen Bedingungen für die Hauptströmungen des
Jazz, führt die improvisierte Musik ein kümmerliches Schattendasein.
Für den Regensburger Saxophonisten Wolfred Zierl gehört diese theoretische
Feststellung zur permanenten Erfahrung. Zierl, Jahrgang 1949 und in Niederbayern
geboren, hat sich schon im Kindergarten in ein Instrument verknallt und spielt
seit nunmehr sieben Jahren Konsequent freie, improvisierte Musik. Während
dieser Zeit trat er nicht einmal in Regensburg auf.
Seit einigen Jahren spielt Wolfred mit der Gruppe ARTRA, deren Kernbesetzung
er und der Schweizer Schlagzeuger Gyps Pechet Reber bilden. Weitere Musiker
gehören zeitweise zu ARTRA oder stossen bei Tourneen hinzu. Mehrmals
war die Gruppe mit dem amerikanischen Lyriker, Bühnenautor, Jazz- und
Gesellschaftskritiker Amiri Baraka unterwegs. Baraka, der eine Professur an
einer amerikanischen Universität hat, dürfte vor allem den vertrockneten
Revolutionären der Studentenbewegung noch unter seines Geburtsnamen LeRoi
Jones bekannt sein. In den 60er Jahren war LeRoi Jones einer der führenden
Sprecher der militanten Black Power-Bewegung. Von der ungewöhnlichen,
künstlerischen Kooperation - LeRoi Jones rezitiert Gedichte, wozu ARTRA
spontan improvisiert - gibt es ein Doppelalbum, live aufgenommen am 21.1.81
im Münchner Amerikahaus. Daran überrascht die gefühlvoll-sinnliche
Umsetzung des kraftvoll rhythmisierenden Sprechgesang Jones' durch die vier
Musiker. Bei der Aufnahme wirkten ausser Zierl und Reber der Pianist Hans
Poppel und Mat Wilhelm (bass, tuba) mit. Selbst von der Platte strahlt noch
eine Energie, Dichte und Sensibilität aus, die in Worten kaum zu vermitteln
ist. Hier wurde nicht intellektueller Aesthetizismus mit kalkulierter Effektivität
praktiziert, sondern aus der augenblicklichen Emotion geschöpft. Absprachen
zwischen den Musikern und Baraka erfolgten, wenn überhaupt, erst unmittelbar
vor dem Auftritt. Ganz wesentlich an der Zusammenarbeit ist, dass sich der
farbige Dichter mit ARTRA erstmals weisse Musiker ausgesucht hat, mit denen
er arbeitet. "What's...what?", die Liveaufnahme mit Amiri Baraka wird
seit kurzem, wie die anderen LP's von ARTRA, vom Pläne-Verlag vertrieben.
Vorher haben die Musiker ihre Schallplatten vorwiegend bei Konzerten selbst
verkauft. Bei "Pläne" scheint's ist die Gruppe gut präsentiert,
vertreibt doch der kleine, unabhängige Medienkonzern eine ganze Reihe
musikereigener und unabhängiger Labels.
Vier Platten hat ARTRA produziert, oft unter abenteuerlichen Bedingungen und
ohne die notwendigen Finanzmittel. Die erste in der selben Quartettbesetzung
wie "What's...what?" im Münchner LOFT. Karlheinz Hein, der das LOFT
bis zu dessen Schliessung betrieb und massgeblich an den Jazztagen in der
Olympiahalle beteiligt war, förderte die Gruppe finanziell und mit Auftritten.
Ohne die Unterstützung von Rebers Vater, der selbst Schlagzeug mitspielt,
wäre auch das dritte Album "Band of man - Carborundum" nicht erschienen.
"Carborundum" ist durch die Septettbesetzung fülliger und bietet
mehr klangliche Abwechslung. Obwohl musikalisch noch am konventionellsten,
ist es das witzigste Album, vermittelt viel von der Lebens- und Spielfreude
der Musiker. Die letzte Platte "A new work pity" ist vor einem Jahr in
der Nähe von Regensburg in digitaler Technik aufgenommen worden. Dabei
hat sich das Trio mit dem Violaspieler und Elektrobassisten Beat Kamber am
weitesten von herkömmlichen musikalischen Strukturen und genormten Formen
gelöst. Prozesshaft verdichtet sich das Spiel aus frei assoziierten Motiv-
und Stilpartikeln und spontanen Interaktionen zu einem musikalischen Freiflug
durch einen berauschenden Gefühls- und Klangkosmos. Die hiesige Kulturlandschaft
gemahne an eine Geisterstadt, formulierte Reber für ein Interview. Er
spielt nicht zu Unrecht auf das Kulturspiessbürgertum an, das - auch
in Regensburg - mehr auf Pfrunde und Anpassung, als auf künstlerische
Entwicklung und kreative Auseinandersetzung achtet. Ähnlich sieht die
ökonomische und Arbeitssituation für ARTRA aus. Eine Musik die nicht
nur Engagement, sondern volle Hingabe verlangt, die nicht - nur manchmal -
schön und gefällig ist und nicht die perverse Lust, einer am, Insiderwissen
bemessenen Wertschätzung befriedigt, die mit wildem Elektrizismus aus
allem Vorhandenen schöpft und Neues gebiert, die die rohe Kraft eines
ungeschliffenen Edelsteins besitzt, die sich gleichermassen gewalttätig
und mit sanfter Zärtlichkeit äussert, die mitreisst und abstösst,
ist kaum gefragt. In einer Zeit immer perfekterer Produktions- und Reproduktionsbedingungen
werden auch die, industriellen Normen und Interessen unterworfenen Bedürfnisse
der Menschen mit solchen Werden gekoppelt. Musiker wie Wolfred Zierl, die
aus vorgegebenen Ordnungen ausbrechen, Klischees ablehnen, die konsequent
und leidenschaftlich ihrer eigenen Ideen folgen, stellen eine potentielle
Bedrohung für die Gesellschaft, beziehungsweise ihrer kulturellen Gallionsfiguren
dar. Deshalb wird sich auch kaum etwas an den Bedingungen unter welchen Zierl
lebt und arbeitet ändern. Wahrscheinlich bessert sich zumindest die materielle
Situation der Musiker, wenn ARTRA im Frühjahr nächsten Jahres wieder
mit Amiri Baraka auf Tournee durch die Bundesrepublik, Österreich und
die Schweiz geht. Grundsätzlich werden sie aber, trotz ihres unbestrittenen
Könnens, "Outsider unter Outsidern" bleiben.
"The Hank Spit Five/Band of Man", Folgeformation von "ARTRA" mit Erfolg aus Afrika zurück.
Früchte der Perestroika in Burkina Faso geerntet
Die schweizerisch-deutsche Jazzformation "The Hank Spit Five/Band of Man", bestehend aus G.Pechet Reber, drums, Wolfred Zierl, reeds, Peter Schärli, tp-flh, Roland Philipp, reeds und Heinz Grobmeier, reeds, reiste im Januar nach Burkina Faso (ehemals Obervolta), um gemeinsam mit Afrikanern eine Doppel-LP aufzunehmen. Das von der Stiftung Pro Helvetia mitfinanzierte Musik-Projekt wurde in der Folge geändert und erweitert: Aus der Zusammenarbeit mit einer einheimischen Musikformation und dem Kontakt mit dem sowjetischen Fernsehen ist ein weit grösseres Projekt entstanden, das eine Europa- und Sowjetunion-Tournee der vereinten Musiker, TV-, Radio- und Plattenaufnahmen vorsieht.
Das Afrika-Projekt
der fünf europäischen Musiker stellt die Erfüllung eines lang
gehegten Wunsches des Leaders der Band G.Pechet Reber dar. Die Reise nach
Burkina Faso, die geplante Aufnahme einer Doppel-LP mit einer einheimischen
Dorfbevölkerung entsprachen weder einem geschmäcklerischen allgemeinen
Afrika-Kultur-Boom noch der neokolonialen Ausbeutung afrikanischen Kulturgutes:
Das Projekt ist die konsequente Weiterführung der Suche nach neuen Musikalischen
Horizonten und ist gleichzeitig Ehrerbietung an die afrikanische Bevölkerung
und Kultur.
Pechet Reber und Wolfred Zierl haben unter dem Namen "ARTRA" seit 1979
mehrere Male mit dem ehemaligen Black-Power-Leader LeRoi Jones, der heute
unter dem Namen Amiri Baraka ein bestbekannter Vertreter US-schwarzer Lyrik
ist, Improvisationsauftritte veranstaltet, die in der Fachpresse hohe Beachtung
fanden. Die beiden europäischen Musiker haben dabei immer wieder bewiesen,
dass sie über nationale und rassistische Grenzen hinweg auf der Suche
nach neuen Musikideen sind und auf dieser Suche in der Weiterentwicklung des
Jazz Erfolg haben.
Tiefer
musikalischer Background
Daneben reihen sich unzählige weitere Experimente und Arbeiten, die sich
in zahlreichen Auftritten in Europa manifestiert haben und durch sieben Plattenaufnahmen
dokumentiert sind. Auf ihrem musikalischen Werdegang haben die beiden Musiker
auch mit vielen bekannten Exponenten des zeitgenössischen Free-Jazz wie
Alan Silva, Hans Poppel, Zbigniew Seifert, Fred Braceful, Joey Oz und anderen
zusammengearbeitet. Die drei weiteren Musiker, die mit den beiden unter dem
Namen "The Hank Spit Five/Band of Man" nach Afrika reisten, Peter Schärli,
Roland Philipp und Heinz Grobmeier, erweitern diesen tiefen musikalischen
Background, und zusammen bildet das Quintet eine potente Formation, die vom
Kontakt mit der afrikanischen Klangwelt einiges erwarten liess.
Was nun aber entstanden ist, geht weit über das hinaus, was ursprünglich
geplant war. In Burkina Faso angekommen, entwickelte sich schon bald ein äusserst
fruchtbarer Kontakt mit einer einheimischen Musikformation, eines musizierenden
Familienclans. Aus der kreativen Zusammenarbeit der beiden Formationen entstanden
drei öffentliche Auftritte und mehrere Stunden intensive und dichte Tonaufnahmen,
die mehr als die nur eine geplante Doppel-LP füllen würden.
Früchte
der Perestroika
Als aber anlässlich eines der drei Konzerte ein zufällig in Burkina
Faso weilendes Team des sowjetischen Fernsehens die europäisch-afrikanische
Doppelformation zu hören bekam, wurde der Grundstein für ein ehrgeiziges
und neuartiges Projekt gelegt. Das sowjetische Fernseh-Team, ursprünglich
auf der Suche nach einheimischer Musik, begeisterte sich an der Symbiose afrikanischer
Rhythmen mit europäischem Jazz-Sound und wollte Aufnahmen machen – was
denn auch geschah. Als Gegenleistung offerierte das Sowjet-Team die Hilfe
bei der Organisation von Gastspielen der vereinten Band in der Sowjetunion.
In der Folge konnten die zuständigen Behörden von Burkina Faso und
der dortigen Vertretung der Sowjetunion für die Idee gewonnen werden,
was dem Projekt weitgehend den Weg geebnet hat. Geplant sind nun zudem weitere
Gastspiele der vereinigen afrikanisch/europäischen Formation in Westeuropa.
Fruchtbare
Zusammenarbeit
G.Pechet Reber zeigte sich nach der Rückkehr aus Afrika von der Zusammenarbeit
mit den Afrikanern äusserst begeistert, sei doch innert kürzester
Zeit ein sich gegenseitig befruchtendes kreatives Zusammenspiel gefunden worden,
wie es bei ähnlichen Projekten zwischen europäischen Formationen
kaum je der Fall sei. Vom Quintett eingespielte Themen oder von den Afrikanern
vorgegebene Rhythmen wurden gemeinsam aufgenommen, weiterentwickelt und variiert.
Der hohe Grad gegenseitigen Verständnisses zeigt sich alleine an der
Tatsache, dass für die gemeinsamen Auftritte nur wenige Minuten geprobt
wurde, und die Konzerte trotzdem - oder vielleicht deswegen - ein derartiger
Erfolg wurden, dass die Musiker Angebote für längerfristige Engagements
erhielten. Ob während der Auftritte oder der gemeinsamen Happenings im
Busch, musikalisch fanden sich die zwei Formationen, deren Zusammenarbeit
anlässlich des Europa-Besuches der Leute aus Burkina Faso noch einiges
erwarten lässt.
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